Um 1555 ist die Tristansage zum ersten Mal in Dänemark durch eine Ballade belegt. Sie ist in 14 Handschriften überliefert, die fünf sehr unterschiedliche Fassungen vertreten (vgl. Brynjúlfsson 1878, S. 339–362: ABCDEF = Olrik 1905–1919, S. 39–46 = DgF 471: A1919 = B1878, B1919 = A1878, C1919 = C1878, D1919 = D1878, Ea1919 =E1878, Eb1919 = F1878). Die Länge der Ballade schwankt zwischen 13 und 33 Strophen. Drei Aufzeichnungen stammen aus dem 16. Jahrhundert und sind alle älter als Anders Sørensen Vedels Hundertballadenbuch (1591), wo sie keine Aufnahme fanden. Der Erstdruck der Ballade wurde 1784 nach C von Rasmus Nyerup besorgt (Nyerup 1784). 1878 gab Gísli Brynjúlfsson alle Fassungen heraus, gliederte sie in sechs Fassungen und versah sie mit Siglen. Die maßgebliche Ausgabe ist diejenige von Axel Olrik im Jahr 1919. Er veränderte einige Siglen.
Die älteste Aufzeichnung ist Nr. 27 in der Handschrift in Odense, Karen Brahe E I,2, auch bekannt als Jens Billes Handschrift (A1878 = B1919). Der Besitzer war der jüngere Bruder von Tycho Brahes Mutter, also der Onkel des Astronomen. Die Lieder der Handschrift wurden im Zeitraum 1555–1559 von ihm selbst, seinem älteren Bruder Steen und anderen unbekannten Schreibern eingetragen. Diese Aufzeichnung ist nicht nur die älteste, sondern auch die kürzeste mit nur 13 Strophen. Der männliche Held heißt Thristam oder Tristam, seine Geliebte Isolt, Isoltt oder Isoldtt. Interessant ist der Umstand, dass der Liebestrank von einer Giftmischerin namens Krimoldtt oder Crimoldtt hergestellt wird. So heißt die Heldin der Nibelungensage auch in den ersten handschriftlichen Fassungen der Grimildballade. Die beiden Sagen sind also zum ersten Mal um 1555 in Dänemark verschmolzen. Die Ballade von Tistram ist gleichzeitig der erste Beleg für die Ankunft der Nibelungensage in Dänemark. Ihr gängiger Titel ist Tistram og Jomfru Isolt (‚Tistram und Jungfrau Isolt‘).
Die beiden anderen Fassungen des 16. Jahrhunderts sind ungefähr gleich alt. Eine befindet sich in einer von Vedels Gedichtsammlungen (NKS 815b 4to) und wurde hier um 1580 als Nr. 68 eingetragen (B1878 = A1919). Die andere ist als Nr. 73 (D) in einer anderen Sammlung zu finden (Karen Brahe E I,1), die Margrethe Lange, einer jütländischen Verwandten des Astronomen, gehörte. Sie war mit Knud Brahe, dem jüngeren Bruder des Wissenschaftlers, verheiratet. Die Sammlung blieb bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts im Besitz des Brahe-Geschlechts und ist nach der letzten privaten Besitzerin Karen Brahe benannt. Vedels und Margrethe Langes Fassungen haben bzw. 21 und 33 Strophen. In Anlehnung an seine Saxo-Übersetzung von 1575, wo er die Form Gremild benutzt, und vielleicht auch in Anlehnung an die jüngere Grimildballade veränderte Vedel den Namen der Giftmischerin in Gremmoll oder Gremmolld. Etwa diese Form finden wir in der D-Fassung von ca. 1610 wieder. In den übrigen Fassungen kommt die Heldin der Nibelungensage nicht vor.
Da die dänische Forschung an der nationalromantischen Vorstellung von einem kollektiv dichterischen Volk festhält und die einheimischen Lieder deshalb als Erzeugnisse des hohen Mittelalters betrachtet, ist eine stemmatische Untersuchung der Verhältnisse zwischen den erhaltenen Aufzeichnungen nie unternommen worden. Es liegt jedoch auf der Hand, dass ein reger Austausch zwischen den Besitzern der ältesten Fassungen bestanden hat. Jens Bille, Vedel und Margrethe Lange kannten sich wahrscheinlich persönlich, denn sie gehörten alle drei zum geistigen Kreis um Tycho Brahe. Nach der Rationalen Philologie kann die dänische Ballade von Tistram und Isolt nicht ohne schriftliche Grundlage die dunklen Jahrhunderte des späten Mittelalters überlebt haben. Deshalb ist sie erst um 1555 entstanden. Jens Bille war damals nachweislich im Besitz der Didrikskrönikan, die um 1580 als Vorlage für die Grimildballade diente.