Gottfrieds Lieder

Meisner 1624Daniel Meisner, Thesaurus Philo-Politicus. Frankfurt/M. 1624                                               CC BY-SA, Wolfenbüttel, HAB, 88 Eth. [abrufbar]

Das Gottfried-Corpus

 Das theoretische Gottfried-Corpus umfasst vier Töne, die von der Forschung in eine unterschiedliche Anzahl von Liedern aufgelöst werden. Die vier Töne sind in den drei Liederhandschriften ABC und einer in Karlsruhe aufbewahrten geistlichen Sammelhandschrift (Sigle K) überliefert. C enthält alle vier Töne, Ton II bis IV unter Gottfrieds Namen, Ton I unter dem Namen Ulrichs von Liechtenstein. Zwei der vier Töne sind auch in ABK enthalten: Ton II in A unter Gottfrieds Namen, Ton III in BK anonym. In Ton I sind zwei verschiedene Strophen überliefert, in Ton II sechs, in Ton III 95, in Ton IV 13. Die 116 Strophen enthalten 1510 verschiedene Verse, davon nur 268 mehrmals. Insgesamt haben die vier Handschriften 136 Strophen mit 1778 Versen. Ton I gilt als echt, Ton II als vielleicht echt, Ton III und IV als unecht. Da Ton I aus 12 Versen besteht, sind vielleicht nur 24 echte Verse erhalten, die über den Tristan hinaus aus Gottfrieds Feder geflossen sind.

Ton I: Liute und lant diu mohten genâden sîn (Gelücke daz gât wunderlîchen an und abe)

Überlieferung

  • Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 848 (‚Große Heidelberger Liederhandschrift‘ oder ‚Manessische Liederhandschrift‘, Sigle C), 426 Blätter, Pergament, zweispaltig, um 1300, alemannisch [Handschriftencensus], Bl. 247ra [abrufbar] → 2 Strophen mit roten Initialen unter dem Namen Ulrichs von Liechtenstein (C 307–308)

Editionen

  • Bodmer 1759, Johann Jakob (Hrsg.): Sammlung von Minnesingern aus dem schwaebischen Zeitpuncte. CXL Dichter Enthaltend. Bd. 2. Zürich, S. 45a–b [abrufbar] → 2 Strophen in 12 Versen ohne Überschrift, unter Ulrichs Namen ediert
  • von der Hagen 1823, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Gottfrieds von Straßburg Werke aus den beßten Handschriften mit Einleitung und Wörterbuch herausgegeben durch F.H.v.d.H. 2. Bd.: Heinrichs von Friberg Fortsetzung von Gottfrieds Tristan. Gottfrieds Minnelieder. Die alten französischen, englischen, walisischen und spanischen Gedichte von Tristan und Isolde. Breslau, S. 119 [abrufbar] → 2 Strophen in 12 Versen ohne Überschrift, in zwei Lieder gespalten (Nr. IV–V)
  • von der Hagen 1838, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Minnesinger. 2. Theil. Leipzig, S. 277a–278b [abrufbar] → 2 Strophen in 12 Versen, in einem Lied (Nr. IV)
  • Hüppe 1844, Bernhard (Hrsg.): Lieder und Sprüche der Minnesinger. Mit einer grammatischen Einleitung und sprachlichen Anmerkungen. Münster, S. 183f. [abrufbar] → 1 Strophe in 12 Versen (C 307)
  • Heinzel 1869, Richard: Ueber Gottfried von Straßburg. In: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 19, S. 533–563, hier S. 560f. [abrufbar]; wieder in: Kleine Schriften von Richard Heinzel. Hrsg. von Max Hermann Jellinek und Carl von Kraus. Heidelberg 1907, S. 18–62, hier S. 58f. [abrufbar] → 2 Strophen in 13 Versen, in zwei Lieder gespalten
  • Ranke 1930 Friedrich: Gottfried von Straßburg. Tristan und Isold. Zürich, S. 246 [GVK]; 1949 [GVK]; 1958 [GVK]; 41959 [GVK]; 51961 [WorldCat]; 61962 [WorldCat]; 71963 [GVK]; Zürich 81964 [GVK]; 91965 [GVK]; 101966 [GVK]; 111967 [GVK]; 121967 [GVK]; 131968 [GVK]; 141969 [GVK]; 151978 [GVK]; Hildesheim 2001 [GVK]→ 2 Strophen in 12 Versen, in zwei Lieder gespalten
  • Ranke 1946, Friedrich (Hrsg.): Gottfried von Straßburg. Tristan und Isold. In Auswahl. Bern [o.J.] (= Altdeutsche Übungstexte 3), S. 66 [GVK] → 2 Strophen in 12 Versen, in zwei Lieder gespalten
  • Kraus 1952, Carl von (Hrsg.): Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. Bd. 1: Text. Tübingen, S. 128 [GVK]; 21978 [GVK]; Harsch 1999 [Transkription] → 2 Strophen in 12 Versen, in zwei Lieder gespalten
  • Boor 1965, Helmut de (Hrsg.): Mittelalter. Texte und Zeugnisse. München (= Die deutsche Literatur 1), S. 717 [GVK] → 1 Strophe in 12 Versen unter dem Titel „Das gläserne Glück“ (C 308)
  • Sayce 1967, Olive: Poets of the Minnesang. Edited with Introduction, Notes and Glossary by O.S. Oxford, S. 115f. [GVK] → 2 Strophen in 12 Versen, in zwei Lieder gespalten
  • Moser/Tervooren 361977, Hugo und Helmut (Hrsg.): Des Minnesangs Frühling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearbeitet von H.M. und H.T. Stuttgart, S. 431f. [GVK]; 371982 [GVK]; 381988 [GVK]; wieder in: Schmitt [o.J.] [Transkription]; auch als EDV-Text hrsg. von Jean L.C. Putmans. Göppingen 1993 [GVK] → 2 Strophen in 12 Versen, in einem Lied unter dem Titel „Liute unde lant“
  • Krohn 1980, Rüdiger: Gottfried von Straßburg. Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hrsg., ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von R.K. Bd. 3: Kommentar, Nachwort und Register. Stuttgart (= Universal-Bibliothek 4473), S. 300f. [GVK]; 21981 [GVK]; 31991 [GVK]; 41995 [GVK]; 51998 [GVK]; 62002 [GVK]; 72005 [GVK]; 82008 [GVK]; 92012 [GVK]; 102017 [WorldCat]; 112018 [WorldCat]; 122019 [WorldCat]; 132020 [WorldCat]; 142021 [GVK]; wieder in: Schmitt [o.J.] [Transkription] → 2 Strophen in 12 Versen, in zwei Lieder gespalten

Übersetzungen

Ins Deutsche

  • Watterich 1858, Johann Matthias: Gottfried von Straßburg, ein Sänger der Gottesminne. Leipzig, S. 126 [abrufbar] → 2 Strophen in 12 gereimten Versen, unter den Titeln „Mein und Dein“ und „Das gläserne Glück“ in zwei Lieder gespalten
  • Krohn 1980, Rüdiger: Gottfried von Straßburg. Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hrsg., ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von R.K. Bd. 3: Kommentar, Nachwort und Register. Stuttgart (= Universal-Bibliothek 4473), S. 301 [GVK]; 21981 [GVK]; 31991 [GVK]; 41995 [GVK]; 51998 [GVK]; 62002 [GVK]; 72005 [GVK]; 82008 [GVK]; 92012 [GVK]; 102017 [WorldCat]; 112018 [WorldCat]; 122019 [WorldCat]; 132020 [WorldCat]; 142021 [GVK] → 2 Strophen in Prosa, in zwei Lieder gespalten
  • Schmitt 1999, Werner: Werschliteratur. Trier [o.J., seit 1999] [Transkription] → 2 Strophen in Prosa, in zwei Lieder gespalten, zwei Übersetzungsvarianten
  • Tomasek 2007, Tomas: Gottfried von Straßburg. Stuttgart (= Universal-Bibliothek 17665), S. 67 [GVK]→ 2 Strophen in Prosa (die zweite unvollständig), in zwei Lieder gespalten, nach Ranke 151978

Ins Englische

  • Whobrey 2020, William T.: Gottfried von Strassburg. Tristan and Isolde with Ulrich von Türheim’s Continuation. Edited and Translated, with an Introduction, by W.T.W. Indianapolis (= Hackett 6906), S. 283f. [GVK] → 2 Strophen in Prosa, in zwei Lieder gespalten

Ton I besteht aus 12 Versen mit folgendem Reimschema und Rhythmus: 6a 6a 5b 6c 6c 5b / 3d 6d 5e 3f 6f 5e. Er ist in der Liederhandschrift C unikal unter dem Namen Ulrichs von Liechtenstein überliefert. Die erste Strophe thematisiert die Habgier, welche die Welt dominiert und zu ewigem Krieg führt, die zweite die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des mit Glas verglichenen Glücks. Im Alexander erwähnt Rudolf von Ems ein Lied vom gläsernen Glück und zitiert mehrere Verse aus der zweiten Strophe so wörtlich, sodass es als gesichert gilt, dass er dasselbe Lied meint:

  • Der wîse meister Gotfrit sanc, / daz glesîn gelücke, / des veste sî brœde und kranc, / ez breche in kleiniu stücke / swenn ez schîn allerbeste. / gelücke gê bald an und abe / und sî vil selten veste. / vil lîhter danne manz behabe, / lâze ez sich uns vinden / und sî sîn gunst vil selten lanc, / ez kan vil gâhes swinden. (v. 20621–20631, Ed. Junk 1928/1929 [Transkription])
  • ‚Der weise Meister Gottfried sang, das gläserne Glück, dessen Bestehen hinfällig und schwach sei, zerbreche in kleine Stücke, wenn es am allerschönsten strahle. Glück gehe auf und ab und sei nie beständig. Es lasse sich durchaus leichter auffinden als behalten, und seine Gunst dauere nie lange‘.

Das Thema vom gläsernen Glück geht auf einen Spruch des römischen Dichters Publilius Syrus [Wikipedia] zurück: „Fortuna vitrea est: tum, cum splendet, frangitur“ (‚Das Glück ist gläsern; gerade wenn es strahlt, zerbricht es‘) (Ed. Beckby 1969, F 24 [Transkription]).

Das Lied fehlt im Frauenbuch Ulrichs von Liechtenstein, das dessen übrige Lieder enthält. Deshalb sonderte Bernhard Joseph Docen es 1809 aus Ulrichs Corpus aus und schrieb es Gottfried zu (S. 163 [abrufbar]). Diese Zuordnung hat allgemeine Zustimmung gefunden. Seit 1809 ist das Lied immer nur als Gottfrieds Werk veröffentlicht worden. Schon 1823 zerlegte Heinrich Friedrich von der Hagen den Ton in zwei Lieder. So sind die Strophen seither meist ediert worden. In der maßgeblichen Ausgabe von 1977 wurden sie jedoch wieder in einem einzigen Lied gesammelt. Für die Zusammengehörigkeit der beiden Strophen sprechen außer dem gemeinsamen Ton zwei Umstände: die Farbe der Initialen und die behandelte Thematik. Der Redaktor der Liederhandschrift C markierte jeden Liedanfang mit einer neuen Farbe und benutzte Rot für die Initialen der beiden Strophen. Er fasste sie also als inhaltliche Einheit auf. Hauptthema der beiden Strophen ist die zerstörerische Zeit. In der ersten Strophe wird behauptet, seit Evas Lebzeiten bis zur Gegenwart verursache Habgier Krieg. Mit dem hier betonten Zeitfaktor ist das unbeständige Glück verbunden. Die Zeit ist ein Element, das beide Strophen kennzeichnet. Das Wort zît kommt dreimal vor, einmal in der ersten Strophe, zweimal in der zweiten. Das Lied könnte außerdem als Zusammenfassung des Tristan dienen, der das Glück zweier Liebenden beschreibt. Ihr Glück zerbricht wie Glas, wenn sie nach der Rückkehr aus der Minnegrotte an den Hof in flagranti erwischt werden (v. 18195–18214).

Ton II: Diu zît ist wunneclich

Überlieferung

  • Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 357 (‚Kleine Heidelberger Liederhandschrift‘, Sigle A), 45 Blätter, Pergament, einspaltig 1270/1280, niederalemannisch [Handschriftencensus], Bl. 32r [abrufbar] → 5 Strophen mit alternierend roten und blauen Initialen (A 1–5)
  • Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 848 (‚Große Heidelberger Liederhandschrift‘ oder ‚Manessische Liederhandschrift‘, Sigle C), Pergament, 426 Blätter, um 1300, alemannisch, zweispaltig [Handschriftencensus], Bl. 364va [abrufbar (Transkription)] → 6 Strophen mit roten Initialen (C 1–6)

Editionen

  • Bodmer 1759, Johann Jakob (Hrsg.): Sammlung von Minnesingern aus dem schwaebischen Zeitpuncte. CXL Dichter Enthaltend. Bd. 2. Zürich, S. 183a–b [abrufbar] → 6 Strophen in 8 bis 10 Versen (C 1–6)
  • von der Hagen 1823, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Gottfrieds von Straßburg Werke aus den beßten Handschriften mit Einleitung und Wörterbuch herausgegeben durch F.H.v.d.H. 2. Bd.: Heinrichs von Friberg Fortsetzung von Gottfrieds Tristan. Gottfrieds Minnelieder. Die alten französischen, englischen, walisischen und spanischen Gedichte von Tristan und Isolde. Breslau, S. 101a–102a [abrufbar] → 6 Strophen in 12 Versen
  • von der Hagen 1838, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Minnesinger. 2. Theil. Leipzig, S. 266a–b [abrufbar] → 6 Strophen in 12 Versen
  • Hüppe 1844, Bernhard (Hrsg.): Lieder und Sprüche der Minnesinger. Mit einer grammatischen Einleitung und sprachlichen Anmerkungen. Münster, S. 154–157 [abrufbar] → 6 Strophen in 12 Versen
  • Pfeiffer 1844, Franz (Hrsg.): Die alte Heidelberger Liederhandschrift. Stuttgart (= Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 9,3), S. 188–190 [abrufbar] → 5 Strophen in 12 Versen (A 1–5)
  • Volckmar 1845, Karl (Hrsg.): Auswahl der Minnesänger für vorlesungen und zum schulgebrauch mit einem wörterbuche und einem abrisse der mhd. formenlehre. Quedlinburg/Leipzig (= Bibliothek der gesammten deutschen Nationalliteratur von der ältesten bis auf die neuere Zeit 15), S. 51f. [abrufbar] → 6 Strophen in 12 Versen
  • Heinzel 1869, Richard: Ueber Gottfried von Straßburg. In: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 19, S. 533–563, hier S. 556–558 [abrufbar]; wieder in: Kleine Schriften von Richard Heinzel. Hrsg. von Max Hermann Jellinek und Carl von Kraus. Heidelberg 1907, S. 18–62, hier S. 52–54 [abrufbar] → 6 Strophen in 10 Versen
  • Wolff 1924, Ludwig: Der Gottfried von Straßburg zugeschriebene Marienpreis und Lobgesang auf Christus. Untersuchungen und Text. Jena (= Jenaer Germanistische Forschungen 4), S. 14–16 [abrufbar] → 6 Strophen in 10 Versen
  • Kraus 1952, Carl von (Hrsg.): Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. Bd. 1: Text. Tübingen, S. 129f. [GVK]; 21978 [GVK]; Krüger 2006 [Transkription] → 6 Strophen in 10 Versen
  • Moser/Tervooren 361977, Hugo/Helmut (Hrsg.): Des Minnesangs Frühling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearbeitet von H.M. und H.T. Stuttgart, S. 432–434 [GVK]; 371982 [GVK]; 381988 [GVK]; auch als EDV-Text hrsg. von Jean L.C. Putmans Göppingen 1993 [GVK] → 6 Strophen in 10 Versen (Nr. II)

Übersetzungen

  • Tieck 1803, Ludwig: Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter. Neu bearbeitet und hrsg. von L.T. Berlin, S. 173–175 (Nr. 135) [abrufbar]; Wien 1820, S. 202–204 [abrufbar]; Hamburg 1918 (= 1803) [GVK]; Hildesheim 1966 [GVK] → 6 Strophen in 8 gereimten Versen, nach Bodmer 1759
  • Pannier 1881, Karl: Die Minnesänger ausgewählt und übersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von K.P. Görlitz, S. 154–157 [abrufbar] → 6 Strophen in 12 gereimten Versen unter dem Titel „Maiengruss“
  • Obermann 1888, Bruno: Deutscher Minnesang. Lieder aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Übertragen von B.O. Leipzig [o.J.] (= Reclams Universal-Bibliothek 2618–2619), S. 109–111 [GVK]; 2[1890] [GVK]; 3[1905] [abrufbar] → 6 Strophen in 12 gereimten Versen unter dem Titel „Minnelied“
  • Weber 1888, Franz: Minnesinger. Deutsche Liederdichter des zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts aus der Manesseschen Liederhandschrift und anderen Sammlungen. Ausgewählt und neuhochdeutsch übertragen von F.W. Halle/S. [o.J.] (= Bibliothek der Gesamtliteratur des In- und Auslandes 211–212), S. 21f. [abrufbar]; wieder in: Deutscher Minnesang. Hrsg. und eingeleitet von Richard Zoozmann: Mit Nachbildungen alter Miniaturen. Regensburg [1910], S. 133f. [GVK]; München 1927 [GVK]; Köln 2011 [WorldCat]; Altenmünster 2012 [auszugsweise abrufbar] → 6 Strophen in 12 gereimten Versen

Ton II wird seit 1869 in 10 Versen mit innerem Reim im letzten Vers ediert, lässt sich aber auch in 12 Verse mit folgendem Reimschema und Rhythmus gliedern: 3a 4b 4c / 3a 4b 4c / 4d 5e 4d 2f 2f 3e. Er ist in den Liederhandschriften A und C unter Gottfrieds Namen überliefert, in A mit fünf, in C mit sechs Strophen in derselben Reihenfolge. Die letzte C-Strophe fehlt in A. Die Strophen bilden ein einheitliches Minnelied. Das lyrische Ich besingt seine Geliebte und fühlt sich einsam Ende April. 1869 bezweifelte Richard Heinzel erstmals die Echtheit des Lieds: „Es fehlt sowol Gottfried’s Subtilität und Gefühlswärme“. Deshalb vermutete er, es könnte „eine Jugendarbeit“ sein. Heinzel führte einige Reime an, die für Gottfried ungewöhnlich sind (S. 559 [abrufbar]). 1924 schloss sich Ludwig Wolff Heinzels Meinung an und hielt es für „ausgeschlossen“, dass das Minnelied von Gottfried stammt (S. 17f. [abrufbar]). 1977 sprachen sich Hugo Moser und Helmut Tervooren wieder mit Vorbehalt für die Echtheit aus: „Ein sicherer Beweis [für die Unechtheit] erscheint uns damit nicht erbracht“ (S. 117 [GVK]). Viele befürworteten deshalb in den folgenden Jahren die Echtheit des Lieds. Die umstrittene Frage ist noch ungelöst. 2007 sprach Tomas Tomasek Gottfried das Lied ab und hob die Distanz hervor, mit welcher der Tristan-Dichter im Literaturexkurs von den Minnesängern spricht (S. 69–71 [GVK]). Das Hauptargument für die Zuschreibung an Gottfried bleibt die einheitliche Überlieferung. Der Redaktor der gemeinsamen Vorlage vor A und C schrieb vor 1280 das Lied Gottfried zu und kann zu diesem relativ frühen Zeitpunkt über gute Auskunft verfügt haben. Auf jeden Fall stieß er erst 1869 auf Widerspruch.

Ton III: Swer gotes minne wil bejagen (Dû rôsenbluot, dû liljenblat, Ir bernden himel neict iuch har)

Überlieferung

  • Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 848 (‚Große Heidelberger Liederhandschrift‘ oder ‚Manessische Liederhandschrift‘, Sigle C), 426 Blätter, Pergament, zweispaltig, um 1300, alemannisch [Handschriftencensus], Bl. 364va–367va [abrufbar] → 63 Strophen mit blauen Initialen unter Gottfrieds Namen (C 7–69)
  • Karlsruhe, Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 38, 134 Blätter, Pergament, einspaltig, um 1300, alemannisch (Sigle K) [Handschriftencensus], Bl. 120r–124v [nicht abrufbar, Abdruck: Holder 1876, S. 417–419 (abrufbar)] → 11 Strophen ohne Zuschreibung (K 1–11)
  • Stuttgart, Landesbibliothek, Cod. HB XIII 1 (‚Weingartner Liederhandschrift‘, Sigle B), 156 Blätter, Pergament, einspaltig, 1. Viertel 14. Jh., alemannisch [Handschriftencensus], S. 229–238 [abrufbar] → 36 Strophen ohne Zuschreibung (B 1–36)

Editionen

  • Goldast 1604, Melchior: Paræneticorum veterum pars I. Lindau, S. 448 [abrufbar] → 1 Vers (C 52: v. 89,1)
  • Bodmer 1759, Johann Jakob (Hrsg.): Sammlung von Minnesingern aus dem schwaebischen Zeitpuncte. CXL Dichter Enthaltend. Bd. 2. Zürich, S. 183b–184b [abrufbar] → 9 Strophen in 10 bis 11 Versen (C 61–69: Str. 1–9)
  • von der Hagen 1823, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Gottfrieds von Straßburg Werke aus den beßten Handschriften mit Einleitung und Wörterbuch herausgegeben durch F.H.v.d.H. 2. Bd.: Heinrichs von Friberg Fortsetzung von Gottfrieds Tristan. Gottfrieds Minnelieder. Die alten französischen, englischen, walisischen und spanischen Gedichte von Tristan und Isolde. Breslau, S. 102a–115b [abrufbar] → 63 Strophen in 14 Versen (C 7–69)
  • Kunisch 1824, Johann Gottlieb: Gottfried von Straßburg. In: Handbuch der deutschen Sprache und Literatur 3, S. 182–204 [abrufbar] → 63 Strophen in 14 Versen, unter dem Titel „Lobgesang“ (C 7–69)
  • Mone 1834, Friedrich: Nachricht von einigen Handschriften. In: Anzeige für Kunde des deutschen Mittelalters 3, Sp. 40–47, hier S. 41 [abrufbar] → 1 Strophe in 13 Versen und 3 Verse aus der Schlussstrophe (K 1, 11)
  • Wackernagel 1835, Wilhelm: Deutsches Lesebuch. Erster Theil: Altdeutsches Lesebuch. Basel 1835, Sp. 333–342 [abrufbar]; 21839, Sp. 431–440 [abrufbar]; 31847 [abrufbar]; 41859, Sp. 469–478 [abrufbar]; 51873, Sp. 649–658 [abrufbar] → 23 Strophen in 14 Versen, unter dem Titel „Lobgesang auf Christus und Maria“ (Str. 54–76, nach Kunisch 1824)
  • Graff 1836, Eberhard Gottlieb: Der Weingartner Minnesänger Codex. In: Diutiska I, S. 76–112, hier S. 112f. [abrufbar] → 2 Strophen in 14 Versen (B 1, 36)
  • von der Hagen 1838, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Minnesinger. 2. Theil. Leipzig, S. 266b–276a [abrufbar] → 63 Strophen in 14 Versen (C 7–69)
  • von der Hagen 1838, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Minnesinger. 3. Theil. Leipzig, S. 454b–459b [abrufbar] → 36 Strophen in 14 Versen (B 1–36)
  • Pfeiffer/Fellner 1843, Franz und Friedrich (Hrsg.): Die Weingartner Liederhandschrift. Stuttgart (= Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart 5), S. 235–249 [abrufbar] → 36 Strophen (B 1–36)
  • Haupt 1844, Moriz: Lobgesang auf Maria und Christus von Gottfried von Straßburg. In: Zeitschrift für deutsches Altertum 4, S. 513–555 [abrufbar] → 94 Strophen in 14 Versen, in derselben Reihenfolge wie Wolff 1924 bis auf eine Umstellung: Haupt 1–26 = Wolff 1–26, Haupt 27–40 = Wolff 28–41, Haupt 41 = Wolff 27, Haupt 42–94 = Wolff 42–94
  • Hüppe 1844, Bernhard (Hrsg.): Lieder und Sprüche der Minnesinger. Mit einer grammatischen Einleitung und sprachlichen Anmerkungen. Münster, S. 158–176 [abrufbar] → 29 Strophen in 14 Versen (Str. 16f., 19, 22, 24, 26, 54–56, 58, 60f., 63, 65f., 69f., 73, 77–79, 10, 1–5, 7f.)
  • Volckmar 1845, Karl (Hrsg.): Auswahl der Minnesänger für vorlesungen und zum schulgebrauch mit einem wörterbuche und einem abrisse der mhd. formenlehre. Quedlinburg/Leipzig (= Bibliothek der gesammten deutschen Nationalliteratur von der ältesten bis auf die neuere Zeit 15), S. 52–55 [abrufbar] → 16 Strophen in 14 Versen, nach von der Hagen 1838 (Str. 12–19, 22, 24bis, 24, 21, 26, 25, 6f.)
  • Wackernagel 1867, Philipp (Hrsg.): Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts. 2. Teil. Leipzig, S. 174–186 (Nr. 317) [abrufbar] → 94 Strophen in 14 Versen, nach Haupt 1844
  • Holder 1876, Alfred: Der Lobgesang auf die hl. Jungfrau nach der Karlsruher Handschrift. In: Germania 21, S. 417–419 [abrufbar] → 11 Strophen (K 1–11)
  • Wolff 1924, Ludwig: Der Gottfried von Straßburg zugeschriebene Marienpreis und Lobgesang auf Christus. Untersuchungen und Text. Jena (= Jenaer Germanistische Forschungen 4), S. 82–122 [abrufbar] → 94 Strophen in 14 Versen, maßgebliche Ausgabe
  • Eis 1949, Gerhard (Hrsg.): Mittelhochdeutsche Lieder und Sprüche. München (= Germanistische Bücherei 2), S. 59–66 [GVK] → 11 Strophen (K 1–11)

Übersetzungen

  • Tieck 1803, Ludwig: Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter. Neu bearbeitet und hrsg. von L.T. Berlin, S. 175–179 (Nr. 136) [abrufbar]; Wien 1820, S. 204–208 [abrufbar]; Hamburg 1918 (= 1803) [GVK]; Hildesheim 1966 [GVK] → 8 Strophen in 14 gereimten Versen, nach Bodmer 1759 (Str. 1–8)
  • Müller 1816, Wilhelm: Blumenlese aus den Minnesingern. Berlin, S. 121–129 [abrufbar] → 8 Strophen in 14 gereimten Versen, fast wie Tieck 1803 (Str. 1–8)
  • Watterich 1858, Johann Matthias: Gottfried von Straßburg, ein Sänger der Gottesminne. Leipzig, S. 67–118 [abrufbar] → 94 Strophen in 14 gereimten Versen, unter dem Titel „Das Lied von der Gottesminne“
  • Köhler/Watterich 1861, Ludwig und Johannes Matthias: Bibliothek der Deutschen Klassiker. Mit literargeschichtlichen Einleitungen, Biographien und Porträts. 1. Bd. Dichtungen der Hohenstaufenzeit. Hildburghausen, S. 592–600 [abrufbar] → 26 Strophen in 14 gereimten Versen (Str. 54–65, 69–71, 73, 78f., 81, 84f., 87–89, 93)
  • Obermann 1888, Bruno: Deutscher Minnesang. Lieder aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Übertragen von B.O. Leipzig [o.J.] (= Reclams Universal-Bibliothek 2618–2619), S. 111–113 [GVK]; 2[1890] [GVK]; 3[1905] [abrufbar] → 7 Strophen in 14 gereimten Versen (Str. 12f., 16–19, 22)
  • Weber 1888, Franz: Minnesinger. Deutsche Liederdichter des zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts aus der Manesseschen Liederhandschrift und anderen Sammlungen. Ausgewählt und neuhochdeutsch übertragen von F.W. Halle/S. [o.J.] (= Bibliothek der Gesamtliteratur des In- und Auslandes 211–212), S. 23f. [abrufbar]; wieder in: Deutscher Minnesang. Hrsg. und eingeleitet von Richard Zoozmann: Mit Nachbildungen alter Miniaturen. Regensburg [1910] [GVK]; München 1927 [GVK]; Köln 2011 [WorldCat]; Altenmünster 2012 [auszugsweise abrufbar] → 5 Strophen in 14 gereimten Versen (Str. 16–19, 22)

Ton III besteht aus 14 Versen mit folgendem Reimschema und Rhythmus: 4a 4a 2a 4b 4c 4c 2c 3b / 4d 3e 4d 4d 2d 3e. Er ist in der Liederhandschrift C unmittelbar nach dem Minnelied in 63 Strophen überliefert. Sie erschienen 1924 in veränderter Reihenfolge in der maßgeblichen Edition von Ludwig Wolff: C 7–10 = Str. 16–19, C 11= Str. 22, C 12 = Str. 24b, C 13 = Str. 24, C 14 = Str. 21, C 15 = Str. 26, C 16 = Str. 25, C 17–57 = Str. 54–94, C 58–60 = Str. 10–12, C 61–69 = Str. 1–9. Der Herausgeber nahm zahlreiche Umstellungen vor und stellte vor allem die 12 Schlussstrophen in veränderter Reihenfolge an den Anfang. Die 63 C-Strophen weisen mehrere Lücken auf. Insgesamt fehlen neun Verse ganz: C 126f. (Str. 24bis), 1613 (Str. 25), 3710f. (Str. 74), 527 (Str. 89), 5912 (Str. 94), 6913f. (Str. 9). C enthält also 63 x 14 – 9 = 873 Verse. In der Liederhandschrift B sind 36 Strophen im selben Ton anonym überliefert. Sie sind in der maßgeblichen Ausgabe in der vorliegenden Reihenfolge ediert worden: B 1–10 = Str. 12–21, B 11–36 = Str. 28–53. In B fehlt kein ganzer Vers. Diese Abschrift hat also 504 Verse. B und C haben 6 Strophen gemeinsam: B 1 = C 60 (Str. 12), B 5–8 = C 7–10 (Str. 16–19), B 10 = C 14 (Str. 21). B ergänzt hier drei der fehlenden C-Verse (Str. 12 und 16). K überliefert 11 Strophen ohne Lücken und enthält also 154 Verse. Die K-Strophen wurde 1924 mit einer Umstellung ediert: K 1–4 = Str. 16–19, K 5 = Str. 22, K 6 = Str. 21, K 7–11 = Str. 23–27. K hat fünf Strophen mit B und C gemeinsam: K 1–4 = B 5–8 = C 7–10 (Str. 16–19) und K 6 = B 10 = C 14 (Str. 21), vier Strophen mit C allein: K 5 = C 11 (Str. 22), K 8 = C 13 (Str. 24), K 9 = C 16 (Str. 25), K 10 = C 15 (Str. 26), zwei Strophen ohne Entsprechung in B und C. Eine der 63 C-Strophen findet in der Edition von 1924 nur Aufnahme als Variante: C 12 = Str. 24bis. Die Edition ergänzt die übrigen 62 C-Strophen durch 30 B-Strophen und zwei K-Strophen und kommt auf diese Weise auf 94 Strophen, in denen sechs Verse fehlen (Str 9,13f., 74,10f., 89,7, 94,12). Sie hat also 94 x 14 – 6 = 1310 Verse. Werden die 12 Verse von C 12 hinzugezählt, so sind 1322 verschiedene Verse in Ton III überliefert. Der Editionstext ist allerdings eine philologische Konstruktion, die im Mittelalter nie so existiert hat. Die komplexen Entsprechungen werden von Wolff in einer Tabelle zusammengefasst (S. 10 [abrufbar]). Die Editionslage hat dazu geführt, dass das Lied unter drei Titeln bekannt ist: Dû rôsenbluot, dû liljenblat (CK), Ir bernden himel neict iuch har (B), Swer gotes minne wil bejagen (Haupt, Wolff und ihre Nachfolger).

Das Lied ist ein Lobgesang auf Maria und Jesus, der sich thematisch nicht leicht mit Gottfrieds Tristan in Einklang bringen lässt. Trotzdem wurde die Echtheit erst 1858 bezweifelt. Franz Pfeiffer zeigte, dass das Lied Reime enthält, die unter keinen Umständen von Gottfried stammen können (S. 59–80 [abrufbar]; 1867, S. 111–148 [abrufbar]). Seither hat sich niemand mehr für die Echtheit des Lieds eingesetzt. 1924 argumentierte Wolff in seiner Edition dafür, dass der Lobgesang erst um 1300 im alemannischen Sprachraum entstand, also fast zeitgleich mit der Aufnahme in die Liederhandschriften B und C (S. 76–79 [abrufbar]).

Ton IV: Kint, und welle dich gelücke mîden

Überlieferung

  • Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 848 (‚Große Heidelberger Liederhandschrift‘ oder ‚Manessische Liederhandschrift‘, Sigle C), 426 Blätter, Pergament, zweispaltig, um 1300, alemannisch [Handschriftencensus], Bl. 367va–368rb [abrufbar (Transkription)] → 13 Strophen mit roten Initialen (C 70–82)

Editionen

  • Bodmer 1759, Johann Jakob (Hrsg.): Sammlung von Minnesingern aus dem schwaebischen Zeitpuncte. CXL Dichter Enthaltend. Bd. 2. Zürich, S. 184b–185a [abrufbar] → 13 Strophen in 7 bis 9 Versen
  • von der Hagen 1823, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Gottfrieds von Straßburg Werke aus den beßten Handschriften mit Einleitung und Wörterbuch herausgegeben durch F.H.v.d.H. 2. Bd.: Heinrichs von Friberg Fortsetzung von Gottfrieds Tristan. Gottfrieds Minnelieder. Die alten französischen, englischen, walisischen und spanischen Gedichte von Tristan und Isolde. Breslau, S. 116–118 [abrufbar] → 13 Strophen in 7 Versen
  • von der Hagen 1838, Friedrich Heinrich (Hrsg.): Minnesinger. 2. Theil. Leipzig, S. 276a–277b [abrufbar] → 13 Strophen in 7 Versen
  • Hüppe 1844, Bernhard (Hrsg.): Lieder und Sprüche der Minnesinger. Mit einer grammatischen Einleitung und sprachlichen Anmerkungen. Münster, S. 176–183 [abrufbar] → 13 Strophen in 7 Versen
  • Volckmar 1845, Karl (Hrsg.): Auswahl der Minnesänger für vorlesungen und zum schulgebrauch mit einem wörterbuche und einem abrisse der mhd. formenlehre. Quedlinburg/Leipzig (= Bibliothek der gesammten deutschen Nationalliteratur von der ältesten bis auf die neuere Zeit 15), S. 55 [abrufbar] → 3 Strophen in 7 Versen, nach von der Hagen 1838 (Str. 1–3)

Übersetzungen

  • Watterich 1858, Johann Matthias: Gottfried von Straßburg, ein Sänger der Gottesminne. Leipzig, S. 121–125 [abrufbar] → 13 Strophen in 7 gereimten Versen, unter dem Titel „Das Lied von der williglichen Armuth“
  • Pannier 1881, Karl: Die Minnesänger ausgewählt und übersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von K.P. Görlitz, S. 157f. [abrufbar] → 3 Strophen in 7 gereimten Versen, unter dem Titel „Preis der Armuth“

Ton IV besteht aus sieben Versen mit folgendem Reimschema und Rhythmus: 5a 7b 5a 7b / 7c 7c 7c. Er ist in der Liederhandschrift C als letztes Lied unter Gottfrieds Namen überliefert. Es fehlt kein ganzer Vers. Das Lied besteht also aus 91 Versen. Wie für Ton III konnte Pfeiffer 1858 anhand ungewöhnlicher Reime beweisen, dass Ton IV nicht von Gottfried stammen kann (S. 79f. [abrufbar]). Seit dieser Feststellung gilt das Lied als unecht und wird nicht mehr ediert. Es enthält eine Ermahnung an einen als Kind apostrophierten Gläubigen, Armut geduldig zu erleiden.