Bernard von Ventadorn ist um 1125 auf der Burg Ventadour im Département Corrèze geboren. Er ist auch unter seinem okzitanischen Namen Bernart de Ventadorn bekannt. Er wurde an den Hof von Eleonore von Aquitanien aufgenommen und folgte ihr vielleicht 1152 nach England, als sie Heinrich Plantagenet, den künftigen König, heiratete. Der Dichter trat später in den Dienst des Grafen Raimund V. von Toulouse und wurde nach einem jüngeren Zeugnis Mönch nach dem Tod seines letzten Mäzens 1194. Er soll um 1200 im Kloster Dalon im Département Dordogne gestorben sein. Er hat mindestens 45 okzitanische Lieder gedichtet. Hinzu kommen viele, die wahrscheinlich zu Unrecht unter seinem Namen überliefert sind. Er ist einer der berühmtesten Troubadours und hat auch den deutschen Minnesang stark beeinflusst. In fünf der als echt geltenden Lieder erwähnt er Tristan, doch nur einmal als Liebhaber von Iseut (44,46–48). Zweimal benutzt er anscheinend Tristan als Versteckname für seine Geliebte (29,61 und 43,57). Einmal sagt das lyrische Ich mo Tristan (‚mein Tristan‘) (4,63) und benutzt dabei eine männliche Form des Possessivpronomens. Im letzten Beleg wird Tristan als ‚Freund‘ (amics) (42,53) und nicht ‚Freundin‘ angesprochen. Wenn vier der fünf Belege Interpretationsschwierigkeiten aufwerfen, bezieht sich der Dichter im letzten Fall unbestreitbar auf die Tristansage.
Gesamtwerk
- Überlieferung: 22 Handschriften (vgl. Appel 1915, S. cxliii)
- Verfasser: Bernart de Ventadorn (zahlreiche Selbstnennungen, etwa: 2,1; 12,1; 13,55; 15,53)
- Entstehungszeit: 1140–1200
- Entstehungsort: vermutlich Poitiers, London, Narbonne
- Sprache: Okzitanisch
- Umfang: 45 Lieder + 26 Lieder unsicherer oder falscher Zuschreibung (vgl. Appel 1915, S. 403f)
- Online-Ausgabe: Appel 1915 (71 Lieder), Trobar.org (44 Lieder, Transkription)
- Online-Übersetzungen: Appel 1915 (dt.)
- Beschreibung: Wikipedia (dt.)
Die fünf Lieder mit Tristan-Erwähnung
1. Tristan-Stelle
- Titel: Amors, e que·us es vejaire (= 4,1)
- Tristan-Stelle (= 4,63): Appel 1915 (altfr.), Appel 1915 (dt.), Trobar.org (altfr., Transkription)
- Überlieferung: 13 Handschriften (vgl. Appel 1915, S. 20)
- Umfang: 64 Verse = 7 Achtzeiler + 2 Vierzeiler
2. Tristan-Stelle
- Titel: Lo rossinhols s’esbaudeya (= 29,1)
- Tristan-Stelle (= 29,61): Appel 1915 (altfr.), Appel 1915 (dt.), Trobar.org (altfr., Transkription)
- Überlieferung: 16 Handschriften (vgl. Appel 1915, S. 172)
- Umfang: 62 Verse = 7 Achtzeiler + 1 Vierzeiler + 2 Zweizeiler
3. Tristan-Stelle
- Titel: Can vei la flor, l’erba vert e la folha (= 42,1)
- Tristan-Stelle (= 42,53): Appel 1915 (altfr.), Appel 1915 (dt.), Trobar.org (altfr., Transkription)
- Überlieferung: 16 Handschriften (vgl. Appel 1915, S. 240)
- Umfang: 54 Verse = 7 Siebenzeiler + 1 Dreizeiler + 1 Zweizeiler
4. Tristan-Stelle
- Titel: Can vei la lauzeta mover (= 43,1)
- Tristan-Stelle (= 43,57): Appel 1915 (altfr.), Appel 1915 (dt.), Trobar.org (altfr., Transkription)
- Überlieferung: 20 Handschriften (vgl. Appel 1915, S. 249)
- Umfang: 60 Verse = 8 Siebenzeiler + 4 Vierzeiler + 1 Zweizeiler
5. Tristan-Stelle
- Titel: Tant ai mo cor ple de joya (= 44,1)
- Tristan-Stelle (= 44,45–48): Appel 1915 (altfr.), Appel 1915 (dt.), Trobar.org (altfr., Transkription)
- Überlieferung: 11 Handschriften (vgl. Appel 1915, S. 257)
- Umfang: 56 Verse = 4 Zwölfzeiler + 1 Achtzeiler
Zu den fünf Tristan-Stellen
Burg Ventadour, der mutmaßliche Geburtsort des Dichters
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