Berol

Berols (oder Bérouls) fragmentarischer Roman ist die wohl zweitälteste handschriftlich bezeugte vollständige Bearbeitung der Tristansage. Nur ein Fragment mit einer zusammenhängenden Passage von 4487 Versen ist erhalten. Es fehlen Anfang und Ende der Geschichte. Der Inhalt der verlorenen Teile lässt sich nicht leicht rekonstruieren, weil Berols Werk offenbar nie rezipiert wurde. Außerdem ist seine Vorlage unbekannt. Es steht nur fest, dass sein Werk mit Eilharts von Oberg Tristrant verwandt ist. Doch entfernt sich das Ende des Fragments von der deutschen Fassung. Die beiden Texte vertreten die spielmännische Version, die „version commune“, die sich dadurch kennzeichnet, dass der Minnetrank einerseits eine zeitbegrenzte Wirkung hat und dass Marke andererseits seine Frau selbst zum Scheiterhaufen verurteilt (v. 881 ff.), anstatt sie einem Gottesurteil zu unterwerfen. Dadurch wird ein grausameres Bild von seiner Persönlichkeit entworfen.  Die Wirkung des Tranks findet Erwähnung in der Waldszene. Tristan erwacht wie aus einer Hypnose und stellt fest, dass die vom Minnetrank verursachte Qual drei Jahre gedauert hat (v. 2162). Die Datierung von Berols Fassung wirft Schwierigkeiten auf. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Text erheblich jünger ist als die gewöhnliche Datierung in die letzten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts. In einer Wiederkehrepisode gibt Tristan sich als krank aus und spricht von einer „Krankheit von Akkon“ (v. 3849: „le mal d’Acre“, Hs. dagres). Dies scheint eine Anspielung auf die Seuche zu sein, die bei der Belagerung von Akkon 1190–1191 viele Kreuzritter das Leben kostete. Später wird der listige Tristan implizit mit Renart verglichen, indem behauptet wird, er kenne sich in „Malpertius“ (v. 4286) aus, der Höhle des Fuchses in einem um 1180 verfassten Teil des Roman de Renart.

Kurzbeschreibung

  • Beziehung zur Tristansage: vermutlich vollständige Bearbeitung
  • Überlieferung: 1 Handschrift, Paris, Bibliothèque nationale de France, français, 2171, 32 Blätter, Pergament, 2 Hälfte 13. Jh.→ Arlima
  • Online-Überlieferung: Vollanzeige
  • Titel: Roman de Tristan (Muret 1922)
  • Verfasser: „Berox“ (v. 1268, 1790)
  • Sprache: altfranzösisch
  • Länge: 4487 von ursprünglich 15000 bis 20000 Versen
  • Form: achtsilbige paargereimte Verse
  • Entstehungszeit: um 1180
  • Entstehungsort: vermutlich die Normandie
  • Erstdruck: von der Hagen 1823
  • Online-Ausgaben: Michel 1835, Muret 1903, Muret 1913, Muret 1922, Wikisource [Transkription]
  • Online-Übersetzungen: École alsacienne [fr.]
  • Hauptquelle: unbekannte „estoire“ (v. 1267, 1789), vielleicht auch die Vorlage für Eilharts von Oberg Tristrant
  • Rezeption: keine
  • Beschreibung: Wikipedia